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Militärische Analyse III – Scott Ritter

Der ehemalige Offizier des US Marine Corps und Waffenspezialist Scott Ritter schrieb kürzlich in einem Artikel :

„Als jemand, der einst für den Kampf gegen die Sowjetarmee ausgebildet wurde, kann ich bezeugen, dass ein Krieg mit Russland sich anders gestalten würde, als alles, was das US-Militär je erlebt hat. Das US-Militär ist weder organisiert noch ausgebildet oder ausgerüstet, um gegen einen Gegner wie Russland zu kämpfen. Die Streitkräfte der USA verfügen auch nicht über eine Doktrin, mit der sie in der Lage wären, groß angelegte Konflikte mit kombinierten Waffen zu unterstützen.

Würde die USA in einen konventionellen Bodenkrieg mit Russland hineingezogen, stünde sie einer Niederlage in einem Ausmaß gegenüber, das in der amerikanischen Militärgeschichte beispiellos wäre. Kurz gesagt, es käme zu einer vollständigen Vernichtung.“

Eine sehr überraschende Einschätzung, wie ich finde, aber Ritter führt einige Gründe für diese Einschätzung auf. Ich will sie hier kurz aufführen und um ein paar kleinere Gedanken meinerseits ergänzen. Der Begriff „kombinierte Waffen“ oder auch „verbundene Waffen“ ist im Übrigen NATO-Jargon für den Einsatz unterschiedlicher Teilstreitkräfte mit ihren Truppen- und Waffengattungen im Gefecht. Dem entsprechend analysiert Ritter in seinem Artikel verschiedene Teilbereiche moderner Armeen und vergleicht russische und us-amerikanische Waffen und Einsatzgrundsätze. Diese Vergleiche untermauert er mit einer Studie aus 2015 „Russlands Kriegführung der neuen Generation“ und einer Studie der 173. Luftlandebrigade aus 2017 (die Brigade ist die us-amerikanische Beteiligung an der „Schnellen Eingreiftruppe“ der NATO).

Das Ergebnis dieser Studien sind für NATO-Ostlandritter niederschmetternd:

  • man kann von einer überlegenen russischen artilleristischen Komponente ausgehen. Historisch gesehen war das immer eine Stärke der russischen und sowjetischen Armeen bis zurück zu Peter I. Der Artillerie wurde hier immer deutlich mehr Bedeutung beigemessen als in anderen europäischen Armeen
  • die Fähigkeiten zum elektronischen Kampf der Russen und die starke Abhängigkeit der NATO-Truppen von GPS und Satellitenkommunikation
  • die verfeinerten Methoden der russischen Streitkräfte beim Einsatz von Drohnen. Tatsächlich war ich überrascht im Buch „Garnisonen der NVA und GSTD: Zur Nutzung der mililtärischen Standorte von 1871 bis 2010″ bereits sowjetische „Drohnenregimenter“ auf dem Territorium der DDR zu finden
  • US- und NATO-Lutwaffe werden nicht in der Lage sein, den Luftraum komplett zu beherrschen. Neben der russischen Luftwaffe verfügt die russische Armee auch über sehr fortschrittliche Luftverteidigungskomponenten
  • die „überwältigende Anzahl“ russischer Panzer und gepanzerter Gefechtsfahrzeuge. Damit machte man schon in den 80ern Angst, aber sei es mal dahingestellt. Interessant finde ich hingegen die Zweifel an der Effizienz der im Einsatz befindlichen Panzerabwehrwaffen gegen moderne russische Panzer.

Ritters Fazit: „Selbst wenn sie sich dem Feind nähern könnten, gehörte der Vorteil, den die USA gegenüber irakischen Aufständischen, den Taliban und gegenüber den Terroristen des IS genossen, der Vergangenheit an. Die Taktiken der US-Armee sind nicht mehr zeitgemäß und wenn es zu einem Nahkampf kommen sollte, dann wird er außerordentlich gewalttätig sein – und die USA werden in den meisten Fällen auf der Verliererseite stehen.“

Hinzu kommen meiner Meinung 2 weitere Überlegungen:

  1. Die geografischen Bedingungen. Neben den sprichwörtlichen „russischen Weiten“ meine ich vor allem Schwierigkeiten bei der Logistik. Selbst wenn die Ausrüstung 2er us-amerikanischer Armeekorps bereits in Deutschland lagern, ist die Überführung der etwa 220.000 Mann über den Atlantik und anschließend an die russische Grenze  – dieses Mal mit Technik -eine riesige Herausforderung.
  2. Die qualitative und quantitative Schwäche der übrigen NATO-Armeen. Z.B die Bundeswehr wurde für weltweite Einsätze „optimiert“. Neben einer deutlichen Absenkung der Mannstärken führte das zu einer starken Schwächung der konventionellen Komponenten. So verfügt die Bundeswehr im Moment über etwas mehr als 300 Panzer …

Mein Fazit:

  1. ein konventioneller Krieg gegen Russland ist für die NATO im Moment nicht führbar. Das zur Zeit betriebene Säbelrasseln ist deshalb völlig unverständlich
  2. ein militärischer Konflikt, einmal entstanden, birgt die Gefahr des Einsatzes anderer Waffen bis hin zu atomaren. Der Ersteinsatz – selbst taktischer – solcher Waffe  ist nur in einer der Konfliktparteien Teil der aktuellen Militärdoktrin. Russland ist es nicht …

Den gesamten Artikel von Scott Ritter findet ihr bei RT deutsch.

 

 

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