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Gedanken zum "Tag der deutschen Einheit"

Bert vom Ossiblock weist heute darauf hin, dass 1989 so gut wie niemand der damals Aktiven den dann 1 Jahr später vollzogenen „Beitritt“ der DDR zur BRD auf dem Fokus hatte. Den meisten Akteuren der Protestbewegung ging es um eine Reformierung der DDR, der Sozialismus als solches stand nicht zur Disposition.

Das der Beitritt der DDR  zum „Geltungsbereich des Grundgesetzes“ nach Artikel 23 eben dieses Grundgesetzes gar nicht rechtmäßig, ja schlimmer noch, selbst einen Bruch des Grundgesetzes darstellt, ist den wenigsten (auch politisch interessierten) Bürgern dieses Landes bewußt.

Das verlängerte Wochenende nutze ich um auf dem „Landsitz“ in Klausur zu gehen und mich wieder einmal diversen Büchern zu widmen. Aus gegebenen Anlass beschäftigen sich einige mit den Ereignissen vor 25 Jahren und den Ergebnissen (nicht nur) dieser Ereignisse.

Vieles was ich in den letzten Tagen las war mir bekannt, einiges vermutet, vieles auch unbekannt. Interessant allemal.

Im einzelnen möchte ich an dieser Stelle einige dieser Bücher den Geschichtsinteressierten unter euch empfehlen:

  • „Unter Feuer. Die Konterrevolution in der DDR“ von Autoren wie Kurt Gossweiler, Klaus Hesse, Erich Buchholz u.a. Dieses Buch entstand 2009 auf Bitte der Kommunisten Griechenlands, als Ursachenanalyse des Untergangs der DDR.
  • „Niederlagenanalyse“. Eine Zusammenstellung von Artikeln der Zeitschrift „offen-siv“ zum Thema
    Beide Bücher stehen als PDF zum Download bereit, einfach den Titel anklicken …
  • „Die Revolutions-GmbH“. Auf dieses Buch Klaus Hesses habe ich ja hier im Blog bereits hingewiesen.

In diesen Kontext gehören eine Menge weiterer Bücher, von Kurt Gossweiler bis Klaus Hesse und Jürgen Kuczynski. Eine Menge Stoff der zu verarbeiten ist …

Vor wenigen Tagen führte ich auf einem Blog eine Diskussion zu den Ereignissen im Herbst 1989 und brachte dort zum Ausdruck, dass die Armee der DDR inklusive der Grenztruppen nicht einsetzbar gegen die Demonstrationen waren. Erklärte auch, dass ich als damaliger Offizier einen Feuerbefehl auf die Demonstranten verweigert , ihn auch nicht an meine Unterstellten weiter gegeben hätte. Von einigen Diskutanten wurde ich schlußendlich des Verrats und des Bruchs meines Eides bezichtigt. Im Buch „Unter Feuer“ fand ich heute eine interessante Passage, die sich genau mit diesem Thema auseinandersetzt:

Die Genossen sind anscheinend davon überzeugt, dass wir heute noch die DDR hätten
wenn „wir“ damals „den Partei- und Staatsapparat eingesetzt“ hätten. Angesichts solcher
Meinungen muss man sich fragen: Wo eigentlich, in welcher DDR, haben diese Genossen
gelebt, dass sie ein so kenntnisloses Bild der Situation von 1988/89 haben?

Wer hätte es tun sollen, auf welche Weise und gegen wen? Es wäre in jedem Falle ein
Einsatz nicht gegen den Feind, sondern mehrheitlich gegen die eigenen – allerdings den
raffiniert-demagogischen Parolen des Feindes folgenden – Leute gewesen, und ein
Einsatz zudem, der nur eines zur Folge gehabt hätte: die völlige Diskreditierung der
eigenen Regierung und der SED und damit die Beschleunigung des Endes der DDR.

 

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