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Semitischer Antisemitismus – Moshe Machover

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Die dümmlichen Auseinandersetzungen in der Partei die sich „Die Linke“ nennt, die idiotischen Stellungnahmen und Aktionen der sogenannten „Antideutschen“, das Querfrontgequatsche, kurz die leicht zu durchschauende Taktik, Israelkritik zu Antisemitismus, Kapitalismuskritik zu Antiamerikanismus, jede Sozialkritik zu Nationalismus „umzulabeln“, nimmt allmählich groteske Züge an. Dabei äußern sich durchaus auch Semiten, Juden und Araber, kritisch zur Politik der israelischen Regierung. In der „Jungen Welt“ vom 07.02.18 nimmt in einem Interview der Philosoph und Mathematiker Moshe Machover dazu Stellung:

Die gesamte Linke, besonders die jüdische in Europa und den USA, ist zur Zielscheibe geworden, weil Israel derzeit weltweit einen drastischen Sympathieverlust erlebt. Rund um den Globus werden immer mehr Menschen Zeugen der Abscheulichkeiten, die die israelische Militärdiktatur in den Palästinensergebieten zu verantworten hat: Die Besiedlung von geraubtem Land,
Wasserdiebstahl, das Erschießen von Demonstranten, ethnische Säuberung, bisher noch nach der Salamitaktik. Entsprechend agiert die israelische Propaganda, Hasbara, mit allen Mitteln, fairen wie schäbigen. Zu den schmutzigsten Waffen gehört, die Kritiker mit der Bezeichnung »Antisemiten« zu besudeln.

Die meisten zionistischen Ideologen spielen die Karte von den palästinensischen Arabern, die einfach so Juden hassen und angeblich an den jüdischen Israelis einen »zweiten Holocaust« verüben wollen. Es gibt eine lange Tradition der Kolonialherren, sich selbst als unschuldige Opfer des völlig grundlosen mörderischen Blutrauschs der barbarischen Eingeborenen zu inszenieren – ein
giftiges Klischee der alten Hollywood-Western. Die zionistische Version ist besonders wirksam, weil sie für den innerisraelischen Diskurs das andauernde jüdische Trauma des Nazi-Judäozids ausschlachtet, so wie es nach außen in der westlichen Welt, vor allem in Deutschland, die latent vorhandenen Schuldgefühle ausbeutet. Jeder Sozialist, jeder fortschrittliche Mensch sollte den Mythen über die als »Aggressoren Kolonisierten« und »Kolonialherren als Opfer« genauso kritisch und peinlich berührt begegnen wie den alten Western.

Wie Fußballspiele können auch politische Kämpfe nicht aus der Defensive heraus gewonnen werden. Wir müssen uns nicht dafür rechtfertigen, dass wir die Grundrechte der Palästinenser verteidigen, und dürfen nicht absurden Antisemitismusvorwürfen nachgeben. Vielmehr müssen wir endlich unsere Gegner für den zynischen Missbrauch zur Rechenschaft ziehen, den sie damit treiben, um die institutionalisierte Unterdrückung und Dienstleistung für den westlichen Imperialismus vor emanzipativer öffentlicher Meinung zu schützen. Vor allem in Deutschland sollten wir der emotionalen Erpressung durch jene offensiv entgegentreten, die niederträchtig und eiskalt den Holocaust der Nazis an den Juden benutzen und Sühne auf dem Rücken des palästinensischen Volkes
einfordern, das Opfer des Staates ist, der vortäuscht, im Namen aller Juden zu handeln. 

 

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