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Zitat des Tages – Malcom.Z zur Flaschenpost

Flaschenpost ist eine Nachrichtentechnik aus uralten Zeiten und also hochmodern. Isolierte, auf entfernten Eiländern Gestrandete, umgeben von einem unendlichen, unüberwindlichen, sie von ihrem eigentlichen Leben trennenden Ozean, warfen ihre Überlebensbotschaft in diesen Ozean. In der Hoffnung, sie träfe auf Menschen. Irgendwie, irgendwann, irgendwo. Warum auch sonst sollten sie sie abgeschickt haben? Der Legende nach hofften die Postversender auch auf Abholung von diesem Eiland. Dafür gibt es aber kaum Belege. Was jedenfalls belegt ist: Daß der Mensch das Bedürfnis hat, Nachricht von sich zu geben. Wo er sei und warum und was ihm und den anderen geschehen ist. Und was er darüber denkt.

Dieser Text gibt Nachricht von Gestrandeten. Nicht in der Südsee, nicht im Atlantik, nicht in der Karibik. Irgendwo in der Deutschen Demokratischen Republik, die ihnen verschwunden wurde wie damals dem Österreicher Österreich, was nicht öffentlich gesagt werden darf, und die Gestrandeten also umgeben sind von einem Ozean: aus Ignoranz, Verblödung, Unwissen, Gemeinheit, Diäten- und anderer Prostitution, Verbrechen, Lese- und Verstehensunfähigkeit, unterwürfigstem Untertanentum in der Pose der freiheitlichsten Freiheit überhaupt.

Die derart Gestrandeten haben keinerlei Hoffnung auf Rettung! Das soll so. Diese kann also nicht das Motiv sein. Nicht einmal darauf, verstanden zu werden. Nicht von den Zeitgenossen, nicht von den Nachbarn, nicht von ehemaligen Kollegen, nicht von den Weibern, nicht von den Kerlen, schon gar nicht von Kindern und Enkeln. Auch das soll genau so. Denn Verstehen ist auch eine gesellschaftliche Vereinbarung. Eine Gesellschaft, der man verbietet, sich zu vereinbaren, kann sich nicht mehr verstehen. Menschen, die sich nicht mehr verstehen können sollen, verunmöglicht man, sich zu vereinbaren. Man muß nicht immer, nicht alles, nicht unbedingt verbieten: Man diktiert ihnen Vereinbarungen, die Vernünftige gar nicht verstehen können: Grundgesetz, BGB, Bibel, Blöd, super-blödu, Präambel provunG mitsamt Amtseidsschlußsatz, § 176 StGB, Gauck-Reden, verkehrsrandalierende Suff-Bischöfinnen und Zwangsprosituierte mißbrauchende Koksdealer als Staats- und TV-Obermoralisten und den Jesus-Schnulzen-Sänger Xavier Naidoo. Und ansonsten wird Englisch gesungen und so getan als spräche man international mit Vokabeln wie „Handy“, „public viewing“, „Pro-Russen“, daß positive Moralbotschaften, falls sie doch mal zu hören sind, nicht mehr verstanden werden.

Und doch senden sie, die in der einheimischen Fremde Gestrandeten, da sie sich nicht in diese Gefahr begaben, sondern diese mörderische Fremde sie ungebeten heimsuchte und zwangseilandisierte, ihnen ihr schönes Leben unter dem Arsch wegzuziehen, ihre Flaschenpost. Übergeben diese an den Ozean der Dummheit und Verblödung, des Pornokrawalls und des Lynchgebets, der Raffzügigkeit und Strafgier, des Fernsehmißbrauchs und der Opiumfürsvolküberproduktion. 300% und es gab keine Talk­show und keine Volksverhetzung, keinen Wahlkrampf und keine Bumspräserernennung, die nicht stattfand. Und doch hoffen sie auf Reste von Verstand und Verstehen.

Der Mensch ist fast das Kleinste und Schutzloseste auf irgend einem entfernten Eiland. Und das Entfernteste und Einsamste, wenn niemand von ihm weiß. Und kann doch ganze Ozeane überwinden und durchdringen, nur mit ein wenig Papier und dieser Uralt-Kulturtechnik. Und wenn es nur ein vor der jeweiligen Gestapo verstecktes Tagebuch ist. Damals in Amsterdam das der Anne und Klemperers in Dresden, heute das des DDR-Bürgers irgendw0 oder eines anderen Unbekannten in Europa und der Welt. Wenn er etwas Menschliches mitzuteilen hat, was niemand sonst weiß, und er oder sie es auch mitteilen kann. Weil diese oder dieser eine nicht ein zweites Mal lebt. Und sei es nur die Botschaft, daß es sie oder ihn noch gibt, den Menschen, und er noch ein solcher und sich selbst und dem Leben treu geblieben ist. Womöglich gibt er der einen Eiländerin oder dem anderen Eiländer ein kleines Stück Hoffnung zurück, daß der Mensch überleben kann. Und zwar als wahrhaftiger Mensch.

Und daß das Verbindende zwischen den Menschen wieder hergestellt werden und heilen kann. Zwischen Nachbarn und Kollegen, Eltern und Kindern. Geld macht eben nicht glücklich. Und nicht menschlich. Und Kriege machen es schon gar nicht. Nicht die international-weltweiten, nicht die zwischen den Wohnungs- und Hausnachbarn

Malcom.Z „Der Stählerne“, Einleitung

Beschreibung einer (meiner) Befindlichkeit, schöner ausformuliert als es mir je möglich wäre …

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