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Kürassiere in Salzwedel Teil VII – Rangliste von 1804

Auf der Suche nach Dokumenten, Bildern und sonstigen Nachweisen über die Salzwedeler Kürassiere werde ich immer mal wieder fündig. Eine hervorragende Quelle dafür ist das von mir bereits vorgestellte Projekt von Google, Bibliotheken überall auf der Welt nach alten, interessanten Büchern zu durchsuchen, dieselben zu digitalisieren und einer breiten Nutzerschaft zur Verfügung zu stellen. Etwa 50% der von mir bisher erfassten und verarbeiteten Dokumente stammen aus dieser Quelle …

Neueste (Wieder-)Entdeckung zum Thema ist eine offizielle Rangliste der preußischen Armee aus dem Jahr 1804. Bemerkenswert hier besonders, dass –  neben der der erwähnten Rangliste – auch eine etwas ausführlichere „Geschichte“ des Regiments enthalten ist. Natürlich nur in Stichpunkten und grob umrissen, trotzdem informativ. Dieselbe möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten. Es handelt sich um eine Abschrift, d.h. ich verwende bewusst die Rechtschreibung der damaligen Zeit:
 
Deckblatt der Rangliste 1804
Deckblatt der Rangliste 1804

N. 7. Regiment Borstel

(Magdeburgische Inspektion)
 
Garnison. Salzwedel, Tangermünde, Seehausen und Osterburg.
 
Uniform. Citronengelbe Aufschläge, Kragen und Chemisets. Collets, Aufschläge und Chemisets sind mit einer weiß- und gelbgestreiften Borte besetzt. Die Officiere haben eine breite silberne Tresse.
 
Canton. Ein Theil des Stendalschen und Tangermündischen Kreises, wie auch die Städte: Salzwedel, Tangermünde, Seehausen, Osterburg, Arendsee, Arneburg und Calbe an der Milde. Zusammen 4485 Feuerstellen. Es gibt Einländer an das Husarenregiment N. 2.
 
Stamm. 1689 und 1690 warb der Oberste und Schloßhauptmann v. Sonsfeld in Preußen ein Dragonerregiment, zu welchem auch einige Freicomp. genommen wurden. 1717 kam es auf den Fuß eines Kürassierregiments von 5 Esquadrons.
 
Feldzüge. Schon im 17. Jahrhundert diente das Reg. am Rhein, und war 2689 bei der Belagerung von Bonn. 1704 focht es in der Schlacht bei Hochstädt, in welcher es ein Paar Pauken eroberte. 1715 machte es den pommerschen Feldzug. 1742 zeichnete sich das Reg. in der Schlacht bei Chotusitz, in welcher es sich durch beide feindlichen Treffen hieb, sehr aus; so wie es nicht minder 1745 in denen bei Hohenfriedberg und Kesselsdorf die größte Bravheit bewies. Bei Hohenfriedberg vernichtete es, nachdem es die sächs. Kavallerie zurückgetrieben hatte, noch das sächsische, damals Schönbergische Infanterieregiment. 1756 war es in der Schlacht von Lowositz; 1757 wohnte es denen bei Prag, Collin, Roßbach und Leuthen bei. 1758 machte es die Blokade von Schweidnitz, und stand nachher mit vor Ollmütz. 1759, in der Schlacht bei Kay hielt sich das Reg., indem es in die russ. Infanterie einhieb, so tapfer, daß es 18 Kanonen eroberte, die es aber, aus Mangel an Unterstützung, wieder verlassen mußte. Gleiche Tapferkeit bewies es durch Eroberung einer Redoute in der Schlacht bei Kunersdorf. Das in diesen Schlachten sehr geschwächte Reg. gerieth bei Maxen in die Kriegsgefangenschaft. 1762 wohnte es der Belagerung von Schwidnitz bei. Den baierschen Erbfolgekrieg machte das Reg. 1778 unter den Befehlen des Pr. Heinrich. 1787 nahm das Reg. den ruhmvollsten Antheil an der Expedition nach Holland. Ein Detachement desselben nahm die Ouder-Meer Schanze ein, machte darin 80 Gefangene, und erbeutete 18 Kanonen. Die Festung Nieuverluis ward, mit Beihülfe von 100 Mann Infanterie, durch das Reg. allein eingeschlossen, von Amsterdam abgeschnitten, und so zur Übergabe gezwungen. Es wurden darin 800 Gefangene gemacht, und 95 Kanonen erobert, von welchen2 beritten gemacht, von Reitern bedient, und bei verschiedenen Angriffen auf die Vorposten von Amsterdam mit Vortheil gegen den Feind gebraucht wurden. Ueberhaupt eroberte es in diesem Feldzuge 127 Kanonen, von welchen es die 2 mobil gemachten geschenkt erhielt. 1792 ging das Reg. in den Feldzug gegen Frankreich, deckte die Belagerung von Longwy, war mit bei der Berennung von Verdun, und in der Kanonade von Valmy. 1793 zeigte es bei der Belagerung von Mainz, unter mehreren Gelegenheiten, vorzuglich bei dem Angriff auf Kostheim, seinen Muth. In der Schlacht von Pirmasens erwarb es sich neuen Ruhm, indem es eine beträchtliche Anzahl Feinde niederhieb, über 1000 Gefangene machte, 2 Haubitzen und 11 Kanonen eroberte. Sämmtliche Staabsofficiere erhielten den Orden pour le Merite, und die wirklichen Rittmeister avancierten zu Majors, auch befahl König Friedrich Wilhelm II, die eroberten 13 Stück Geschütz im Regimentssiegel zu führen. Dieses Siegel, wovon seine jetzige Majestät, damaliger Kronprinz, die Zeichnung selbst entwofen, und solches dem Reg. übersendet hat, ist zur bessern Darstellung hier mit abgedruckt. Ferner war das Reg. in der Schlacht bei Kaiserslautern, so wie 1794 bei dem Angriff auf den Posten bei Kaiserslautern, wobei das feindliche Corps fast gänzlich aufgehoben und gefangen wurde.
Regimentssiegel 1804
Regimentssiegel 1804
 
 
Soweit unser Dokument aus dem Jahre 1804. Es wird deutlich, wieviele Kriege Preußen führte um in den Rang einer europäischen Großmacht zu erlangen. Den dafür erforderlichen Blutzoll entrichteten auch die in der Altmark stationierten Kürassiere. Aus den Angaben zum „Canton“ (Rekrutierungsgebiet) können wir entnehmen, dass – neben Ausländern (also nicht aus Preussen stammende Soldaten) – in den Reihen der Salzwedeler Kürassiere auch zahlreiche Altmärker dienten, kämpften und auf den Schlachtfeldern Europas verbluteten. Dieser Teil der Geschichte der zahlreichen Kriege und Schlachten ist aber deutlich schwerer zu erforschen …

 Für Interessenten habe ich aus den Originalscans eine PDF-Datei zum Download erstellt. Der Link zum Download ist auch über das Menu bzw. das Download-Widget rechts erreichbar …

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